Aus dem Seniorenheim 3.

Das ist der Fortschritt von Nikkolo Feuermacher

Bild: Nikkolo Feuermacher 2021

Es ist aus! Meine Kolumne endet mit dieser dritten Ausgabe.
Aber eins müsst ihr mir unbedingt glauben: ICH bin nicht schuld!
Das kann ich beweissen: Ich habe nämlich die ganze Doppelstunde im Seniorenheim mit meinem Wischtelefon aufgezeichnet und auch seitdem alle Telefonate digital mitgeschnitten. Herr Feuermacher glaubt mir auch. Trotzdem hat er darauf bestanden alle Namen (ausser meinem) zu ändern.
Wie kam es zum Tod von Herrn Breitner?
Herr Breitner war Bewohner des Seniorenheims. Er nahm regelmässig und mit zunehmender Begeisterung am Gedächnistraining teil, für das ich als technischer Assistent bezahlt wurde.
Die Gedächnistrainerin Frau Leitner meint: Er wäre sowieso gestorben. Ausserdem hatte er gesundheitliche Vorbelastungen und zählte zu einer Risikogruppe. Das war allen bekannt.
Frau Billig, die Erbin von Herrn Breitner, sagt: Ich habe den Tod meines Grossvaters nicht verursacht. Gerade weil ich einiges erbe liegt mir sehr viel an der lückenlosen Aufklärung aller Umstände. Ich bestehe ausdrücklich darauf, dass der Schuldige gefunden und bestraft wird.
Leitner: Schuld ist auf jeden Fall Herr Nemuszáj. Er hatte – wie sich jetzt herausstellt – einen gefälschten Impfpass. Ausserdem hat er sich nicht an meine Anweisungen gehalten.
Nemuszáj: Das ist nicht wahr! Ich habe alles gemacht wie Sie es von mir verlangt haben. Ich sollte Baby Love“ von Mothers Finest aus dem Jahr 1977 abspielen lassen. Das habe ich getan.
Leitner: Du gibst zu, dass du das Lied in dieser Version abspielen hast lassen.
Nemuszáj: Sie hatten mir gesagt Baby Love von Mothers Finest. Woher sollte ich wissen, dass Joyce Kennedy in dem Lied bei Minute 2:31 eine Publikums-Animation macht?
Joyce Kennedy: I would like for you to get up of your ass, and i want everybody here to stand up, raise your hands in the air and we’re gonna have a good time tonight.
Leitner: Das hättest Du vorher überprüfen und mit mir absprechen müssen.
Nemuszáj: Aber als alle „Did not, did not did not Baby“ gerufen haben, haben Sie gelächelt und mir kein Stop-Zeichen gegeben!
Billig: Jeder wusste, dass das Englisch meines Grossvaters noch sehr gut war.
Leitner: Es war auf keinen Fall meine Anweisung diese Variante von „Baby Love“ zu spielen. Ich hatte nicht die Live-Fassung, sondern die Studio-Fassung verlangt.
Feuermacher: Was ist dann genau passiert?
Nemuszáj: Wo Joyce Kennedy sagt „i want everybody here to stand up, raise your hands in the air“ stehen die meisten Alten auf, strecken die Hände in die Luft und schreien „Did not, did not did not Baby“. Dass dem Breitner beim Aufstehen der Beutel rausgerutscht ist, hat vor lauter Schreien niemand gecheckt.
Feuermacher: Du musst sagen: „der Beutel für die Bauchfelldialyse“.
Billig: Mein Grossvater war als Dialysepatient hinreichend bekannt.
Leitner: Das zu bemerken wäre deine Aufgabe gewesen Nemuszáj.
Nemuszáj: Aber ich bin doch kein Arzt oder Sanitäter. Es ging nur darum Lieder zu finden und über den Beamer abzuspielen
Leitner: und sich um die Menschen im Raum zu kümmern.
Billig: Wenn Sie gar keine medizinische Ausbildung haben, hätten Sie niemals in dem Seniorenheim arbeiten dürfen.
Meidner: Das mit dem Gedächnistraining war nur ein Versuch in unserem Haus. Wir werden das nicht mehr fortsetzen. Ich bin schockiert über die Inkompetenz mit der das durchgeführt wird. Ich halte mich da ganz an Sie, Frau Leitner.
Leitner: Herr Nemuszáj hat mir einen gefälschten Impfpass vorgelegt.
Meidner: Na dann hat er alle Verantwortung zu tragen.
Nemuszáj: Nein, ich bin nicht schuld! Helfen Sie mir bitte! Ich will nicht abgeschoben werden in das Land in dem ich unbeabsichtigt geboren wurde!
Feuermacher: Cut! Hier beenden wir diese Kolumne.

Bis zum nächsten mal, eurer Miklós Nemuszáj

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